Verhalten von Kaninchen

Jedes Kaninchen hat seinen eigenen Charakter. Untereinander wird mittels Körperhaltung und selten auch durch Laute kommuniziert.

Körpersprache

Ablecken
Ist wichtig für den Sozialkontakt und drückt grosse Zuneigung aus. Es dient auch als Fellpflege oder als Beschwichtigungsgeste (‚zum friedlich stimmen’) gegenüber Tier und Mensch. Gegenstände werde abgeleckt zur Geruchsaufnahme oder allenfalls auch zur Reviermarkierung.
Aggressionen
Aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen wird meist hervorgerufen durch falsche Haltungsbedingung wie Einzelhaltung, zuwenig Bewegungsmöglichkeiten oder Unterbeschäftigung. Greift man in einen engen Käfig oder Stall hinein, wo das Kaninchen keinerlei Rückzugsmöglichkeiten hat, fühlt es sich bedroht und in die Enge gedrängt. Aggressionen äussern sich durch Fauchen, Knurren, Zwicken, Beissen, Umherschmeissen von Näpfen, an Käfigstäben rütteln, Hin- und Herlaufen im Käfig. Bei einer verbesserten Haltungsbedingungen legen sich diese von selbst.

Auch bei Kaninchen kann es gelegentlich untereinander es zu Streitigkeiten, Futterneid, Jagereien oder Rangklärungsordnungen kommen. Dies gehört zu einem normalen Sozialleben dazu. Durch Krankheiten und Schmerzen können plötzliche, aggressive Verhaltensänderungen eintreten. Ein Check beim Tierarzt ist empfehlenswert.

Auch durch hormonelle Probleme bei Häsinnen entwickeln sich Aggressionen. Bei häufiger Scheinträchtigkeit sollte eine Kastration in Erwägung gezogen werden (siehe unter Scheinträchtigkeit). Muttertiere können während oder nach der Schwangerschaft ein aggressives Verhalten entwickeln um ihren Nachwuchs zu beschützen.
Stroh sammeln / Bauch, Brust rupfen
Wenn unkastrierte Häsinnen scheinträchtig sind, bauen sie ein Nest aus Stroh, Heu und Fell (siehe auch unter Scheinträchtigkeit). Bei häufiger Scheinträchtigkeit empfiehlt sich eine Kastration. Bei tragenden Tieren wird kurz vor der Geburt ein Nest gebaut.
Blume erhoben / angespannte Körperhaltung
Die Ohren sind dabei nach vorne gereckt. Dies zeigt Verunsicherung, Aufregung oder Neugierde an, z.B. aufgrund neuer Gegenstände im Revier. Zusätzlich angelegte Ohren drücken Aggressionen und Angriffslust aus, z.B. wenn es ein fremdes Kaninchen entdeckt wurde.
Blume wackeln
Es kann freudige Erregung (z.B. beim Spielen) sein. Es kann auch beobachtet werden, wenn man das Kaninchen mit Futter oder etwas anderem lockt und es ist nicht nach seinem Geschmack. Vor dem entspannten Weghoppeln wird kurz mit der Blume gewackelt.
Beine ausgestreckt
Nach hinten gerade oder seitlich weggestreckt. Dies ist eine entspannte Wohlfühl-Position; das Kaninchen möchte sich ausruhen. Selten sieht man auch Seiten- oder Rückenlage; das Kaninchen sieht dabei wie ‚tot’ aus. Es ist dabei extrem ‚relaxt’ oder gar im Tiefschlaf und hat volles Vertrauen.
Beissen
Ein rundum glückliches Kaninchen wird Sie normalerweise nicht beissen. Kaninchen sind sehr revierbezogen und können v.a. im Käfig oder Stall zubeissen. Dies geschieht meist bei falscher Haltung: das Kaninchen hat zuwenig Platz zur Verfügung und keine Rückzugsmöglichkeit; es fühlt sich in die Enge gedrängt oder lebt in Einzelhaltung. Durch verbesserte Haltungsbedingungen ändert sich dies von alleine (siehe unter Aggressionen).

Durch ein sanftes, bestimmtes Runterdrücken des Kopfes kann dem Kaninchen unter Umständem gezeigt werden, dass es nicht beissen darf.

Aus Versehen kann bei Handfütterungen auch mal der Finger mit der Nahrung verwechselt werden.
Brütendes Huhn
Dies ist eine Schlafposition. Dabei werden die Vorderfüsse unter den Körper gezogen und die Brust leicht nach vorne gewölbt, was an ein brütendes Huhn erinnert.
Buddeln / Scharren
Gehört zum natürlichen Trieb von Kaninchen. Auch bei Innen- oder Balkonhaltung sollte diesem stattgeben werden, z.B. mittels einer Buddelkiste, Tücher oder Ähnlichem. Sind Häsinnen scheinträchtig, wird oft vermehrt gebuddelt. Gescharrt wird am Boden oder auch an dem Hosenbein des Halters um Unmut zu zeigen (z.B. man soll den Weg freimachen!), bei Nichtbeachten wird gezwickt.
Ducken / Kopf unter das andere Kaninchen schieben
Der Kopf zu senken bedeutet Unterwerfung und wird gegenüber dem dominanteren Tier gemacht. Es dient aber auch als Aufforderung zum Schlecken, wenn der Kopf unter das andere Kaninchen geschoben wird. Sind beim Ducken die Ohren angelegt und die Augen weit aufgerissen, dann hat das Tier grosse Angst.
Gähnen/Strecken
Wird nach dem Dösen/Schlafen des Tieres beobachtet. Allerdings sollten bei Kauen ohne Futter und häufigem, grundlosen Mäulchenaufreissen die Zähne kontrolliert werden.
Haken schlagen / Luftsprünge
Kann aus dem Stand oder beim Umhertollen gemacht werden und dient als Zeichen von grosser Freude, Spass und guter Laune. Befindet es sich auf der Flucht, dann werden Haken geschlagen um Fressfeinden zu entkommen.
Interaktionen mit anderen Tieren
Begegnungen mit anderen Tieren (z.B. im gleichen Haushalt lebende Katze/Hund) können durchaus erfolgen, solange die Tiere entspannt und nicht gestresst sind. Voraussetzung dafür ist, dass es immer unter Beaufsichtigung erfolgt.
Kinn reiben
Das Revier mit Gegenständen wird so markiert und Besitzverhältnisse geklärt. Dies geschieht mittels Duftdrüsen, die sich unter dem Kinn befinden. Auch Kotkügelchen, die v.a. bei Rangordnungskämpfen streng riechen können, dienen zur Reviermarkierung.
Klopfen
Höchste Alarmbereitschaft und Zeichen von grosser Angst; begleitet von angespannter Körperhaltung. Auch Wildkaninchen klopfen mit den Hinterläufen auf den Boden, um sich gegenseitig zu warnen. Sehr selten kann es auch als Protestklopfen oder als freudige Erregung (bei Futter) beobachtet werden.
Kot fressen
Das tägliche Fressen von Blinddarmkot, der meist direkt vom After abgenommen wird, ist für das Kaninchen lebenswichtig. Er enthält viele Vitamine und Mineralien (siehe unter Ernährung).
Männchen machen
Kaninchen sind wahre Weltmeister im Betteln um Futter. Dies wird jedoch auch gemacht, um so einen besseren Überblick über das Revier (=Ausschau halten) zu bekommen. Wird es vor einer Türe gemacht, dann will es rein oder raus.
Nase zucken / Schnüffeln / Schnuppern
Sollten sich die Nasenflügel sehr schnell hin und her bewegen, so ist das ein Zeichen von Stress und Aufregung (allenfalls auch Hitze oder Krankheit). Kaninchen haben ein gutes Riechorgan und erschnüffeln sich ihre Umgebung oder nehmen so Witterungen auf, noch bevor sie die mögliche Gefahr sehen können. Gegenseitig beschnuppert wird sich beim Kennenlernen, wobei v.a. die Blume interessant zu riechen scheint.
Ohren anlegen
Bei entspannten Dösen werden die Ohren nach hinten gelegt. Dagegen angriffslustig ist es in angespannter Stellung mit hochgereckter Blume: das Kaninchen will in Ruhe gelassen werden und kann zubeissen. Zur Unterwerfung bei Vergesellschaftungen drückt sich das unterlegene Kaninchen platt auf den Boden; die Ohren sind angelegt und die Augen ängstlich aufgerissen
Ohren aufgestellt
Kaninchen haben ein ausgezeichnetes Gehör. Da sie Fluchttiere sind, werde die Ohren bei möglicher Gefahr aufgestellt und sind in Bewegung um eine Ortung vorzunehmen.
Ohren nach vorne
Bedeutet (vorsichtige!) Neugierde. Das Kaninchen nähert sich vorsichtig dem Objekt, was es nicht so recht einschätzen kann und vor dem es Respekt hat.
Ohrenschütteln
Beim Umherspringen, Haken und Luftsprünge machen wird auch mit den Ohren geschüttelt. Es ist ebenfalls ein Zeichen von grosser Freude und guter Laune. Das Kaninchen kann so auch seine Unzufriedenheit zeigen, wenn es genug hat. z.B. das dargebotene Futter passt nicht oder es hat genug vom Spielen. Wird ansonsten oft mit den Ohren geschüttelt oder gar gekratzt, dann können dies Symptome einer Ohrenentzündung oder Milbenbefall (=Ohrräude) sein und sollten abgeklärt werden.
Popo zucken
Wird manchmal beim Fressen beobachtet, wenn es dem Kaninchen besonders schmeckt. Auch kurz vor dem Absetzten und Fressen des Blinddarmkotes kann es vorkommen.
Putzen
Kaninchen wenden viele Stunden pro Tag für die Fellpflege auf. Es wird das Fell abgeschleckt, Vorderpfoten angefeuchtet um Ohren und Kopf zu waschen oder auch mal mit den Hinterpfoten an den Ohren gekratzt. Sollte das Kaninchen stark haaren, so besteht die Gefahr, dass zu viele Haare geschluckt werden und sich Haarballen im Verdauungstrakt bilden, so dass es zu Verstopfung kommt.
Rammeln
Unkastrierte Rammler besteigen andere Kaninchen oder sogar auch Gegenstände, wenn sie alleine gehalten werden. Beim Deckungsakt wird gebissen und der Rammler fällt anschliessend starr von der Häsin ab. Da dieser starke Fortpflanzungstrieb die Tiere selber stresst, ist eine Kastration dringend anzuraten. Rammeln dient auch zur Klärung der Rangordnung (v.a. bei Vergesellschaftungen) oder demonstriert Überlegenheit (=Dominanzverhalten). Auch bei Häsinnen mit starkem Rammelverhalten sollte an eine Kastration gedacht werden.
Stubenreinheit
Ausgewachsene Kaninchen sind von Natur aus sehr reinlich und benutzen meist die gleiche Ecke. Durch das Aufstellen von Toiletten (Katzenklo, Kiste) wird die Mehrheit auch stubenrein, was durch ein paar Tricks unterstützt werden kann:

Toilette in die bevorzugte Pinkelecke stellen und mit Kot/Urin ‚bestücken’; das Kaninchen beim Hineingehen mit gesunden ‚Leckerli’ belohnen. Sollte trotzdem mal etwas daneben gehen, dann die Stelle sofort mit Essigreiniger (z.B. Apfelessig) behandeln. Essig neutralisiert Gerüche und löst den Urin auf.

Weitere Infos zu Stubenreinheit
Stossen mit dem Kopf
Es ist genervt; es will nicht weiter belästigt werden.
Stupsen
Dies wird nur gegenüber dem Menschen gemacht und dient zur Aufforderung für Leckerli oder Streicheleinheiten.
Totstellen / Erstarren
Das Kaninchen meint in grosser Gefahr zu sein; es kann nicht mehr flüchten und versucht sich tot zu stellen um unbemerkt zu bleiben. Der Körper erstarrt: die Augen sind weit aufgerissen, die Ohren aufgestellt und es atmet heftig.
Umherschubsen von Gegenständen
Vor allem Jungtiere aber auch ausgewachsene Kaninchen haben einen grossen Spieltrieb. Umhergeschubst oder -gerollt werden Futterbälle, mit Futter gefüllte Toilettenpapierrollen oder Gegenstände wie Katzenschaufel.
Umkreisen
Damit wirbt der unkastrierte Rammler um die Häsin und brummt dazu. Gelegentlich kann auch ein Mensch als Ersatzpartner angeschaut werden und wird umkreist. Es kann auch bei kastrierten Rammlern in leicht abgeschwächter Form vorkommen; v.a. wenn Frühlingsgefühle erwachen.
Urinieren / Spritzen
Die meisten Kaninchen sind stubenrein. Aber insbesondere unkastrierte Tiere markieren so ihr Revier oder spritzen das Partnertier aus Dominanzverhalten ab. Ebenso können z.B. Sitzplätze des Halters betroffen sein, oder das Kaninchen ist aus irgendeinem Grunde wütend.
Wälzen
Kaninchen werfen sich auf die Seite/Rücken und wälzen sich, wenn sie sich besonders wohl fühlen und Freude haben.
Wegrennen / Flüchten
Kaninchen sind Fluchttiere und rennen bei Gefahr oder durch Verfolgung von Fressfeinden panisch weg. Sie suchen sich schnell einen Unterschlupf um zur Ruhe zu kommen. Falls sich das Kaninchen vor Ihnen erschreckt hat, dann sollten Sie das Jagen möglichst vermeiden. Beruhigen Sie das Kaninchen oder locken Sie es an; Sie werden damit besseren Erfolg erzielen!
Wegschieben der Hand
Zeigt leichten Unmut an; das Kaninchen hat genug.
Zwicken
Leichtes Zwicken zeigt den Unmut des Kaninchens und dient als Warnung, welche bei Nichtbeachten auch in Beissen ausarten kann. Entweder will es in Ruhe gelassen werden oder man steht gerade im Weg.

Lautäusserungen

Brummen
Drückt Paarungsbereitschaft/Werbung des Rammlers aus. Bei Einzelhaltung wird es auch beim Menschen angewandt, weil der Mensch als Partnerersatz angesehen wird. Selbst kastrierte Tieren brummen gelegentlich, v.a. wenn ‚Frühlingsgefühle’ erwachen.
Fauchen / Knurren / Grunzen
Ist ein Zeichen von Unmut oder Wut. Das Kaninchen hat eine angespannte Körperhaltung; es fühlt sich gestört und möchte in Ruhe gelassen werden. Bei Nichtbeachten kann ein Angriff (Beissen, Zwicken, Pfotenschlag) erfolgen.
Fiepen
Ängstliches, leises Fiepen ist nur aus der Nähe zu hören und ist ein Zeichen von Angst/Unsicherheit oder kann auch als Beschwichtigungsversuch dienen (z.B. wenn wir Menschen das Kaninchen auf dem Arm halten). Jungtiere rufen so nach ihrer Mutter. Ein genüssliches Fiepen, das eher wie ‚Plaudern/Quietschen’ tönt, ist selten beim Fressen zu hören.
Mahlen mit Zähnen
Wenn leise mit den Zähnen genüsslich gemahlen wird, fühlt sich das Kaninchen sehr wohl. Es erklingt öfters beim Streicheln oder Kraulen und entspricht dem Schnurren bei einer Katze.
Schrei (schrill)
Ist extrem laut und hoch. Er ertönt, wenn das Kaninchen Todesangst empfindet (z.B. in Anwesenheit von Fressfeinden oder bei sehr schlimmen Kämpfen untereinander) oder starke Schmerzen hat.
Zähneknirschen
Starkes Zähneknirschen bedeutet grosse Schmerzen und es sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden. Das Kaninchen hat dabei meist eine zusammengekauerte, abnormale Stellung und die Augen sind halb geschlossen oder auch weit aufgerissen. Es wirkt apathisch, will nichts fressen und unterscheidet sich deutlich zum genüsslichen Mahlen mit den Zähnen beim Streicheln in entspannter Position.

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